Weil zum Leben auch ein gutes Sterben gehört

Weil zum Leben auch ein gutes Sterben gehört
Weil zum Leben auch ein gutes Sterben gehört   Sie schenken Zeit, wenn das Leben zu Ende geht. Sie sind rund um die Uhr erreichbar, spenden Hoffnung und sorgen mit ihrem Engagement für Hilfe und spenden Trost:   Über den Hospizverein im Landkreis Freyung-Grafenau e.V. sind 59 ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter im Einsatz und betreuen pro Jahr rund 200 schwerkranke und sterbende Mitmenschen auf ihrem letzten Weg. Um diese gemeinnützige Arbeit zu unterstützen, hat Landtagsabgeordneter Alexander Muthmann gemeinsam mit Claudia Bukall und Walter Lemberger vom FDP-Kreisverband Freyung-Grafenau einen 1000 Euro-Spendenscheck übergeben.      Am Tisch in der Geschäftsstelle am Freyunger Stadtplatz sitzen die Hospizverein-Vorsitzende Bettina Steglich, Evi Wirkert (Schatzmeisterin) und Einsatzleiterin Silvia Wagner-Meier. Alle drei haben große Erfahrung in der Hospizbegleitung und schildern ihre Mission: „Wir möchten, dass man nach einem erfüllten Leben auch gut sterben kann.“ Seit 2001 betreut der Verein ehrenamtlich schwerstkranke Menschen und deren Angehörige. „Wir kommen, wann wir gerufen werden“, sagt Steglich. „Und bleiben, solange es gewünscht und nötig ist. Manchmal sind es wenige Wochen, manchmal sind es Jahre. Mal kommen wir für drei Stunden, das andere Mal bleiben wir über Nacht!“   Über das Notfall-Handy rund um die Uhr erreichbar   Damit dies alles funktioniert, ist das Handy von Silvia Wagner-Meier immer an. Nur manchmal, etwa im Urlaub, wechselt sie sich mit einer Kollegin wie Evi Wirkert ab. „Wir sind 24 Stunden erreichbar – an sieben Tagen die Woche!“ Finanziert wird der Verein über Mitgliedsbeiträge (Steglich: „13 Euro pro Jahr, gerne auch mehr“) — und Spenden. „Unsere aktuell 59 ausgebildeten Hospizbegleiter arbeiten rein ehrenamtlich, bekommen lediglich 0,30 Euro pro Kilometer.“ Über die Krankenkassen kann der Verein — mit den tatsächlichen Einsätzen als Bemessungsgrundlage — die Kosten refinanzieren. Doch ums Geld geht es den drei Frauen und ihrem Team nicht. „Wir wollen einfach da sein, in der letzten Lebensphase ein würdevolles, begleitendes Abschiednehmen ermöglichen – für den Sterbenden und die Angehörigen“, schildert Wagner-Meier. Der Hospizverein schickt seine Einsatzkräfte in Privathaushalte, Krankenhäuser, auf Palliativstationen oder in Behinderten- und Pflegeeinrichtungen. „Oft geht es um praktische Hilfe, damit die Ehefrau einfach nach Monaten wieder zum Friseur gehen kann“, schildert Wirkert. „Und es geht darum, dass der Tod seinen Schrecken verliert, einen normalen Platz im Leben einnehmen darf und nicht verdrängt werden muss.“    Muthmann: Alle Gemeinden sollen Mitglied werden   Aktuell läuft ein neuer Ausbildungskurs. Elf Frauen und ein 77-jähriger „Quotenmann“ investieren dafür 120 Stunden ihrer Freizeit, um danach für andere Menschen mit professioneller Hilfe da sein zu können. „Das freut uns sehr, denn wir brauchen immer wieder neue Kräfte“, betont Wagner-Meier. Denn im Schnitt ist jede Begleiterin und jeder Begleiter parallel bei bis zu drei Fällen im Einsatz. Das hat die drei Politiker bei ihrem Besuch tief beeindruckt. „Man kann hier nur höchsten Respekt zollen und von Herzen danken“, sagten Bukall, Lemberger und Muthmann und versicherten ihre Unterstützung über ihre Netzwerke. „Etwa, dass möglichst alle Gemeinden im Landkreis Mitglied im Verein werden, denn da fehlen noch ein paar“, wie Muthmann im Lauf des Gespräches erfahren musste.   Hohe Suizidrate in der Region bereitet Sorgen   Neben der Begleitung von Sterbenden steht der Hospizverein zudem bei Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen mit Rat und Tat zur Seite. Und auch die Trauerbegleitung nimmt einen immer größeren Raum ein. „Wir helfen hier in Einzelgesprächen und Gruppen. Gerade Kinder und Jugendliche, die Mutter oder Vater verloren haben, jedoch auch verwaiste Eltern, die um Tochter oder Sohn trauern, brauchen intensive und sensible Hilfe“, berichtet Steglich. Zunehmend Sorgen begleitet dem Hospizverein die hohe Suizidquote im Landkreis Freyung-Grafenau. „Wir wechseln uns Jahr für Jahr leider mit einer anderen Region immer auf Platz 1 und 2 der Statistik ab“, schildert Wagner-Meier. „Gerade die Gruppe der 30- bis 52-jährigen Männer ist hochgefährdet.“ Auch hier gibt es für Hinterbliebene ein spezielles Gesprächsangebot.    „Leider sind solche Themen genauso wie oft auch noch das Sterben an sich ein Tabu in unserer Gesellschaft“, bedauern die drei Macherinnen des Hospizvereins und wollen das mit ihrer Arbeit Stück für Stück verändern. Ein Zitat von Friedlich Hölderin ist dabei ihr täglicher Antrieb: „Was wäre das Leben ohne Hoffnung? Ein Funke, der aus der Kohle springt und verlischt.“   Hospizverein im Landkreis Freyung-Grafenau e.V.  Stadtplatz 1  94078 Freyung Tel. 08551/917 61 83 Mobil 0171/483 68 19  E-Mail: hospizverein-frg@web.de www.hospizverein-frg.de   Deswegen bin ich Hospizbegleiterin: Mit Empathie helfen und da sein   Lisa Geib (33):  „Ob man jemals ein Ersthelfer bei einem Notfall werden wird, ist zumindest statistisch sehr unwahrscheinlich. Doch Letzte Hilfe betrifft uns alle – irgendwann. Das Sterben ist Teil des Lebens, gehört dazu, hat seinen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft. Deswegen möchte ich mich als Hospizhelferin engagieren. Da sein für die Menschen ganz in unserer Nähe. Mit Empathie und Verständnis dem Lebensende begegnen, ist eine wertvolle Lebenserfahrung.“     Anja Wilhelm (30): „Ich habe mich zur Ausbildung angemeldet, weil ich meine Zeit sinnvoll einsetzen und die Zeit mit Menschen verbringen will. Außerdem war ich neugierig, mich mit Themen zu beschäftigen, die mir bis dahin noch sehr fremd waren. Der tatsächliche Antrieb zur Anmeldung ist schwierig in Worte zu fassen. Ich habe es aber zu keiner Zeit bereut, die Ausbildung gemacht zu haben und nun Menschen zu begleiten auf ihrem letzten Weg.“    Bericht und Foto: Stefan Dorner   #fdp #fdpfrg #fdpfreyunggrafenau #hospizverein #hospizvereinfrg  #hospizarbeit